Interessante Highlights aus dem Interview mit Gerald Hüther:
Unruhe (Inkohärenz)
- Unruhe entsteht im Gehirn, wenn Erwartungen und die tatsächlichen Gegebenheiten nicht übereinstimmen.
- Alle lebenden Systeme sind bemüht, Ruhe (Kohärenz) herzustellen, bei dem möglichst alles, was an Interaktionen läuft, zusammenpasst.
- Gelingt es uns nicht, Kohärenz herzustellen, werden die tieferen Schichten des Gehirns ergriffen. Mit dem Ergebnis, dass wir Verhaltensweisen wie Wut an den Tag legen.
- Wenn wir eine negative Erfahrung durch eine positive kontrastieren und damit ausgleichen können, entsteht Ruhe im Gehirn.
- Tipp: Lieber etwas Produktives tun (Schrank aufräumen), bis man sich abgeregt hat.
- Je mehr Unruhe im Gehirn, desto mehr Energie wird verbraucht.
- Problem: In Unternehmen wird aufgrund der Pandemie ebenfalls zu viel Energie verbraucht
- Wenn wir eine negative Erfahrung durch eine positive ausgleichen können, entsteht Ruhe im Gehirn.
Eine höhere Ordnung schaffen
- Statt in Unternehmen eine Ordnung von außen herzustellen (Sanierer), ist es besser, wenn die Ordnung von Innen heraus, von den Mitarbeitern gefunden wird. Dass man neue Wege Lösungsstrategien, neue Vereinbarungen findet, was man machen möchte und was nicht.
- Das ordnungsstiftende Prinzip im Gehirn heißt, ein »Anliegen« zu finden, einen Sinn: Warum gehe ich zur Arbeit?
- So schaffen wir uns einen inneren Kompass, der uns auch durch schwierige Situationen navigiert und hilft, Kohärenz zu finden.
- Als Führungskraft kann man das Verhalten der Mitarbeiter nicht durch Dressur beeinflussen, denn das wird von der inneren Haltung gesteuert.
- Es gilt also, als Führungskraft Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer die Mitarbeitenden positive Erfahrungen machen können, die wiederum ihre Haltung verändern.
Bedürfnisse
- Der Unterschied zwischen Menschen und Maschinen besteht darin, dass Maschinen keine Bedürfnisse haben und auch keine Vorstellung davon entwickeln können.
- Wir Menschen haben zwei Bedürfnisse. Einmal nach Autonomie (Freiheit) und zum anderen nach Verbundenheit.
- Wenn uns andere Menschen ihren Willen in Form von Belehrungen, Erwartungen und Bewertungen aufdrängen, führt das zur Aktivierung von Schmerzzentren im Gehirn.
Potentialentfaltung
- Wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen, ist die Entfaltung der Potentiale, die im Einzelnen aber auch in der Gemeinschaft angelegt sind, unvermeidbar.
- Statt anderen unseren Willen aufzuzwingen, sollten wir aufhören, diese ganz natürliche Potential-Entfaltung zu verhindern.
- Denn das Bedürfnis, die Welt zu entdecken und selbst Gestalter zu sein, ist in uns allen angelegt.
- Wenn dieses Bedürfnis blockiert wird, werden die Menschen unfähig, ihr eigenes Leben zu gestalten und werden süchtig nach Anerkennung.
- Die Sucht nach Erfolg und Anerkennung ist ein sekundäres Bedürfnis, weil das primäre nicht erfüllt worden ist.
- Vor lauter Wettbewerb, Erfolgszwang und Profitmaximierung haben wir vergessen, warum wir bspw. eine Firma mal ursprünglich gegründet haben.
- Was uns dabei hilft, ist die Angst, die wir immer dann bekommen, wenn wir uns von dem entfernt haben, was wir brauchen.#
- Wenn Du Angst bekommst, frage sie: »Was willst Du mir sagen? Was mache ich falsch?«
Das Leben und der Virus
- Alles, was lebendig ist, ist nicht kontrollierbar, sondern entfaltet sich.
- Man kann Rahmenbedingungen schaffen, dass sich das Leben in wünschenswerter Weise entfaltet. Aber man kann den Virus nicht bekämpfen.
- Jetzt konfrontiert uns das kleinste Wesen mit unseren Allmachtsfantasien, wir könnten alles kontrollieren.
- Statt es zu kontrollieren, sollten wir uns darauf konzentrieren, unsere Abwehrkräfte zu stärken. So haben Menschen Epidemien überlebt.
- Wenn man jedoch Menschen in Angst versetzt, schwächen wir die Abwehrkräfte.
Von der Angst zur Gemeinschaft
- Nachdem wir uns solange in Angst versetzt haben, geht es jetzt um die große Kunst, die Herausforderungen gemeinsam zu lösen.
- Vielleicht sagen unsere Nachfahren ja einmal, dass diese Virusepidemie die Großeltern gelehrt hat, damit aufzuhören, gegeneinander zu arbeiten, sondern Wege zu finden, wie es gemeinsam geht.
Freiheit, Angst und Leben
- Früher hieß Freiheit für uns, sich gegen etwas zu entscheiden.
- Heute geht es darum, wofür wir leben.
- Das geht jedoch nicht ohne Angst. Denn sie zeigt uns, wenn wir uns im Leben verirren und unser »Wofür« aus den Augen verlieren.
3 Fragen
Was haben Sie aus der Krise gelernt?
- So liebevoll wie möglich zu mir zu sein. Mich nicht aufregen, für mich sorgen.
- Wenn man dauernd im Clinch mit anderen liegt, ist das eher ein Zeichen dafür, dass es einem selbst nicht gut geht.
Wie sorgen Sie für Zuversicht und Optimismus?
- Man kann es nicht trainieren.
- Anerkennen, wo etwas geglückt ist.
- Zu sehen, dass einem das Leben etwas Gutes hat zuteil werden lassen – dass man aber auch etwas tun muss, dieses Glück haben zu können.
Was wird nach der Krise besser sein?
- Vielleicht lernen wir die große Lektion, dass wir das Leben nicht kontrollieren können.
0 Kommentare